Am spielfreien Tag fuhren wir ins Elbsandsteingebirge, allerdings nicht zur bekannten Bastei-Felsformation, sondern über die tschechische Grenze in die Böhmische Schweiz, wo das Prebischtor als Geheimtipp für ambitionierte Wanderfreunde und Besitzer nicht angeleinter Hunde auf uns wartete. Nach anstrengendem Aufstieg wurden wir mit atemberaubenden Ausblicken belohnt. Hier zeigt sich die erfolgreiche Mannschaft vor dem Prebischtor:
von links: Axel, Wieland, Martin, Joachim und Georg
Nach dem Freilos in der dritten Runde erwies sich Belgien in der vierten Runde als der erwartet schwere Gegner. Trotzdem gelang es auch dieses Mal, eine glatte 0:4-Niederlage zu vermeiden, denn Joachim Bartmann konnte ein Remis ergattern.
In der fünften Runde ließen die Norweger ihren stärksten Spieler gegen uns pausieren. Das machte Hoffnungen, die auch nicht enttäuscht wurden, denn Martin Gegenheimer konnte den ersten Sieg für den SCI bei einer Weltmeisterschaft einfahren! Leider konnte Joachim Bartmann seinen Mehrbauern im Endspiel nicht verwerten und musste sich mit einem Remis zufrieden geben, sonst wäre auch der erste Mannschaftspunkt perfekt gewesen. So wurde es halt eine denkbar knappe 1,5:2,5-Niederlage.
Vor dem Spiel gegen Norwegen herschte bei Wieland, Axel, Martin und Joachim (v. lil.) noch Zuversicht
Zur sechsten Runde war es erst einmal vorbei mit dem internationalen Flair, mit Blue Wonder trafen wir auf eine Auswahl aus dem Raum Dresden. Diesmal gelang es Georg Maria Austermann, seinem deutlich höher eingestuften Gegner ein Remis abzutrotzen. Auch Axel Wagner erkämpfte sich einen halben Punkt. Martin Gegenheimers mutiges Angriffsspiel wurde leider nicht belohnt. Joachim Bartmann lehnte im Mannschaftssinn ein Remisangebot ab, sein Gewinnversuch ging dann aber nach hinten los zum Endstand von 1:3.
Eine Besonderheit der WM war, das an jedem Tag ein anderer Prominenter das Turnier eröffnete. Irgendwann gehen aber auch einer Stadt wie Radebeul die Weinköniginnen, Vizebürgermeister und Landesschachpräsidenten aus, sodass einmal Old Shatterhand den Startschuss geben durfte – was in der Notaufnahme der nahegelegenen Elblandkliniken kurzzeitig für hektische Betriebsamkeit sorgte. Während seiner Abwesenheit wurde er im nur wenige Schritte entfernten Karl-May-Museum adäquat von einem mitgereisten Ittersbacher Schlachtenbummler vertreten:
Zum Showdown im Kampf gegen den letzten Tabellenplatz kam es in der siebten Runde zwischen dem SCI und der SG Priestewitz/Riesa. Letzteres Team bestand überwiegend aus Spielern eines Dorfvereins wie unserem und war die einzige Mannschaft, die in der Setzliste hinter uns platziert war. Martin Gegenheimers souveränem Sieg folgten weitere, teilweise etwas glückliche Siege von Axel Wagner und Joachim Bartmann zum Endstand von 3:1 für den SCI.
Groß war das Hallo als zum letzten Wochenende auch noch Sonya Zirkelbach und Martin Kemter als SCI-Fans eintrafen. Damit betrug die Anzahl der Schlachtenbummler unserer Mannschaft zeitweise sieben, was vermutlich kein anderes Team aufweisen konnte. Allerdings ist großer Trubel gerade in Schachkreisen nicht wirklich gern gesehen und um nicht noch mehr Porzellan zu zerschlagen, begab sich eine Ittersbacher Abordnung ins idyllische Meißen, das nicht unter Kontrolle der „Zeigefinger-unter-der-Nasenspitze-Mafia“ war.
Nachmittags ging es dann zusammen nach Dresden, denn eine Elbschifffahrt in der nur wenige Kilometer entfernten Landeshauptstadt gehörte selbstverständlich ebenfalls zum Pflichtprogramm:
England 4 in der achten Runde schien ebenfalls ein schlagbarer Gegner, was Martin Gegenheimer mit seinem dritten Einzelsieg auch unter Beweis stellte. Im Vertrauen auf Axel Wagners gute Stellung gab Joachim Bartmann sein Spiel zu früh Remis, denn Axel Wagner ließ seinen Gegner im Endspiel doch noch ins Unentschieden entwischen. Etwas mehr als dieses 2:2 wäre drin gewesen.
Die Schotten dagegen in der Schlussrunde waren eindeutig zu stark für uns. Nur Joachim Bartmann konnte ein Remis erreichen – sein sechstes, aber der Titel des Remiskönigs wurde bei dieser WM nicht vergeben ! In der Endabrechnung des Turniers belegte der SCI mit dem 66. Rang unter 67 Teams genau die Platzierung entsprechend der Setzliste. Mit etwas mehr Glück hätten wir uns einige Ränge weiter vorne einreihen können, aber auf jeden Fall war die Teilnahme an einer WM mit Spielen gegen internationale Titelträger natürlich eine außergewöhnliche und lehrreiche Erfahrung !
Ach ja, Weltmeister wurden übrigens die USA in der Altersklasse Ü50, Russland in der Ü65 und die Franzosen beim Fußball, denn dieses Ereignis fand in Rußland bekanntlich parallel zur Senioren-Schach-WM statt.